Montag, 3. Juni 2013

Der Start

Es war ein wunderbarer Tag.

Das Abenteuer, Die Reise der Wartenden beginnt.
Kunst und Menschen sind gemeinsam auf dem Weg.
Freude und Lust für diesen Aufbruch, schwang in allen die mich auf diesem ersten Weg begleitet haben und sie schwappte über zu vielen Menschen denen wir begegnet sind.

Tiefe Berührung und Dankbarkeit konnte ich erleben und sie klingen immer noch in mir. Jetzt ist Erstaunen und Glück, das diese, meine Idee so gut funktioniert und das Wissen auf dem richtigen Weg zu sein wird immer deutlicher.

Ich konnte erleben, dass meine Freunde und Verwandten mich getragen haben, mit ihrer Fürsprache, mit ihrer Lust, ihrer Kraft und ihrem Vermögen sich selbst mit den Skulpturen zu zeigen, in ihrer eigen Wesensart und Kreativität. Ich konnte sehen, wie selbstverständlich die Kinder mit der Kunst umgehen, berühren dürfen, Fragen stellen oder einfach nur schauen. Bei vielen erwachsenen Menschen war diese Neugierde auch da, manche warteten schon auf uns. Viele freuten sich und ließen sich ein, auf diese Kunstaktion. Begegnungen einer neuen Art wurden möglich.

Einige mussten auch wegschauen. Manchmal ist es zu viel, manchmal gibt es keinen freien Raum im Sein.


Fotos Felicitas Hecht

Ich danke allen die mich auf dieser Reise begleitet und bestärkt haben.
Danke dem Demminer Verkehrsbetrieb für die freundliche Unterstützung und dem Sponsoring der Fahrt nach Greifswald.
Danke für Kaffee und Kuchen dem Braugasthaus „Alter Fritz“ Greifswald.
Dank auch an die Presse- und Fernsehteams für die guten Beiträge.
Danke an Georg Schramm für seinen fröhlichen Film.


Liebe Christina,

nun bin ich noch ganz in Gedanken bei der ersten Etappe der Reise mit den Wartenden. Zum ersten Mal sah ich deine Figuren auf der Ausstellungseröffnung in Klempenow im Herbst. „Hinter der Rinde“ so der Titel der Ausstellung. Was Du da hinter der Rinde hervorgezaubert hast, rührte mich zu Tränen – ich war so berührt und wusste nicht wie und was da gerade in mir angerührt wurde. So erging es mir immer wieder, wenn ich deine Skulpturen auf der Burg sah, sie ließen mich nicht los.

Dann kam deine mail mit der Idee zur Reise der Wartenden und ich war so aufgeregt ergriffen davon, dass ich deinen Text gar nicht zu Ende lesen konnte und gleich ja und ich bin dabei schrieb, erinnerst Du Dich? Erst beim zweiten Lesen hab ich gesehen was und wie du dir die ganze Sache vorstelltest.

Vorgestern, ein Tag vor der Reise mit den Wartenden, fragte ich mich wieder was ist es denn eigentlich, was mich da bewegt, berührt. Ich hab es rausgefunden....nein, es kam mir so einfach in den Sinn.

Hinter der Rinde, der rauen Schale da sah ich mich,

- die Ungeduldige bei der nichts und jetzt ist. Immer lebt sie in der Zukunft: wie lange noch warten, wann geht es los... ich will endlich...wo ist mein Jetzt und Hier?

- die Tragende in brütender Ruhe, wenn Gedanken, Aktionen, Alltäglichkeiten noch nicht reif sind geboren zu werden.

- die Ängstliche, zusammengekauert harrend der Dinge die da kommen. Fast nicht auszuhalten und doch oft gefühlt.


- die Mütterliche mit ihrer sanften Ruhe, Wärme, Weichheit und Geborgenheit. Nichts lässt sie kalt, alles trägt sie scheinbar leicht und doch ist sie mit einer Schwere umgeben die nach Sicherheit anmutet. Bei ihr kann man sein und wird genährt.

- die stolze „Während in der wirren Glut das Gras wächst“ schön und schwebend. Töne scheinen sie zu umgeben wie Luft. Etwas schützt sie, hält sie aber auch gefangen, macht sie unnahbar.

- der wütende Knabe/Sohn, kraftvoll wartet er auf den Sprung. Das Warten macht ihn zur gespannten Feder die immer explosiver wirkt, je länger man ihn anschaut. Wann wird er seine Wut, seine Kraft loslassen und was passiert dann?

- die still sitzende Tochter, Aufregung und Scham ins Gesicht geschrieben, perfekt gekleidet für den Auftritt, alles passt und ist bestens vorbereitet und doch wartet sie noch auf den Augenblick.

Reisebegleiterin wollte ich für die Töchter sein. Zum einen, weil sie meine jetzige Seelenlage am besten spiegelt. Ich fühle mich bestens vorbereitet auf den Tanz des Lebens, spüre die kindliche Energie des „jetzt zeig ich es euch“ und zugleich noch Scham und Ungewissheit, ob ich mir denn selbst trauen kann.

Zum anderen war es mir ein großes Bedürfnis mit meiner kleinen Tochter Phoebe eine Reise zu machen, die so nicht stattfinden kann, weil sie schon während der Schwangerschaft starb. In den Sekunden-Stunden unseres Kennenlernens habe ich sie begrüßt, gehalten, gewiegt, ihr das Laufen, das Sprechen, Singen und Lachen beigebracht, hab ihr von den Ahnen, der Schwester dem Vater erzählt, sie losgelassen, verabschiedet.

Phoebe wäre jetzt neun Jahre alt. Vielleicht trüge sie ein Tütü, würde tanzen? Sie ist zwar immer wieder bei mir und mit mir, aber ihr die Welt zu zeigen, mit ihr zu reisen, so mit ihr zu reisen, war für mich nicht vorstellbar. Und jetzt ist es so, genau so gekommen. Es war ein sehr schönes Erlebnis für mich. Danke Christina

Ich wünsche Dir das Deine Reise in die Welt, die Reise mit den Wartenden noch viele Menschen berührt. Das Dich die Begegnungen mit ihnen berührt und noch weiter inspiriert zu solch lebendige ausdrucksstarken Wesen wie die Wartenden. Und ich bin so gespannt, was Du erzählen wirst von den Momenten des Wartens auf Deiner Reise, von dem, wie die Wartenden in anderen Ländern und Kulturen erwartet und aufgenommen werden. Ich wünsche Dir viele Menschen die Deine Wartenden begleiten, aufnehmen und weitertragen. Und ich wünsche uns allen die wir deinen Wartenden begegnen, dass wir hinter der eigenen Rinde/Fassade unsere Weichheit, Verletzlichkeit und auch Stolz und Stärke wiederfinden.

Maureen, im Juni